XVIII. Weltmeisterschaften der U18- und U23-Junioren/-innen in Morbach/Hunsrück


Vom 27. bis zum 31. August fanden in Morbach die achten Weltmeisterschaften der U18- und U23-Junioren (früher Jugend A und Junioren) statt. Teilnehmer aus sieben Nationen stellten sich dem Kampf um Medaillen und Titel. Neben den deutschen Auswahlspielern fanden Jugendliche aus Belgien, Luxemburg, Frankreich, Dänemark, den Niederlanden und Brasilien den Weg ins wunderschöne Hunsrück. Die Bahnanlage – der ganze Stolz des ausrichtenden Vereins KV Haardtkopf Morbach – präsentierte sich bis auf einen kleinen Ausfall der Steuerung des Computerprogramms in bestem Zustand. Die Bahnen stellten gewisse Ansprüche an die Sportler, ließen aber auch hohe Zahlen zu.


Bereits an dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass man sich von der klassischen Bedeutung des Begriffs „Weltmeisterschaften“ lösen muss. Wie bereits Rosemarie Kerres, Präsidentin der NBS, in ihrem Grußwort zu dieser Veranstaltung betonte, handelt es sich bei diesem sportlichen Vergleich in erster Linie um eine Geste des Danks an die junge Generation unseres Sports, die das Kegeln durch die Schwierigkeiten und Unbilden der aktuellen Zeit bringen sollen. Ein objektiver Vergleich der teilnehmenden Nationen ist noch weniger möglich als es bei den Aktiven der Fall ist. Zu groß ist die Schere (um bei dem Begriff zu bleiben) in Bezug auf das Leistungsvermögen der einzelnen Starter. Natürlich waren die deutschen Spieler sowohl in der Spitze als auch in der Breite den internationalen Teilnehmern überlegen. Der Grund dafür liegt auch klar auf der Hand: Noch mehr als in Deutschland fristet der Kegelsport in den anderen beteiligten Staaten ein Schattendasein, sodass eine Auswahl von besonders guten Keglern aus einem zur Verfügung stehenden Spielerpool gar nicht möglich ist. Vereinfach gesagt bedeutet dies: Wer ein wenig kegeln konnte, vertrat bereits sein Land bei dieser Meisterschaft. Dies soll die gezeigten Leistungen nicht schmälern, allerdings mit Blick auf die Sportereignisse der jüngsten Vergangenheit (Olympische Spiele) ein wenig relativieren.


In insgesamt zehn Disziplinen maßen die Jugendlichen ihre Kräfte. Vier Einzel- und sechs Paarkampfwettbewerbe standen in den vier Tagen auf dem Programm, ergänzt durch zwei NBS-Sprints, die die Richtung für die Zukunft des modernen Kegelns weisen.



Donnerstag, 28.08.2008


An diesem Tage standen zunächst die Vorkämpfe in allen Paarwettbewerben auf dem Programm. Da nicht allen Nationen in allen Disziplinen mindestens zwei Kandidaten zur Verfügung standen, waren die Starterfelder teilweise sehr übersichtlich. In einigen Läufen qualifizierte sich gleich das komplette Feld für die nächste Runde und konnte den Vorlauf als weitere Trainingseinheit nutzen. So taten dies zum Beispiel die jungen Damen der U18. Am besten gelang die Generalprobe den beiden deutschen Paaren, wobei hier Lisa Neumann und Carolina Göring (607) vor ihren Mannschaftskameradinnen Svenja Lambert und Luisa Wagner (593) lagen. Dahinter kamen die niederländische Kombination Maureen Schoonderwoert und Nicole Bosch (574) vor den Brasilianerinnen Patricia Cunha Bade und Beatriz Di Bernadi (504) ein.


Bei den männlichen U18 wurde es dagegen sofort ernst. Von sieben Paarungen sollten sich deren vier fürs Finale qualifizieren. Auch hier marschierte ein deutsches Paar souverän vorneweg. Mathias Müller kam mit seinem Partner Christian Junk auf 661. Auf Platz zwei des Vorlaufs kamen Gilles Mores und Daniel Neiertz aus Luxemburg (628). Dicht dahinter lag die zweite deutsche Kombination Christopher Seibert und Michael Reith (624). Als letzte – aber mit deutlichem Vorsprung – schafften es die beiden Belgier Frederic Gabriel und Marvin Henn (622), sich die Chance auf den Titel zu erhalten.


In der dritten Paardisziplin der U18, im Mixed, musste die deutsche Mannschaft den ersten Ausfall verkraften. Sandra Kuhlmann und René Becker schafften es nicht, ihre Anspannung unter Kontrolle zu bringen und schieden als Fünfte überraschend aus. Besser machte es dagegen das zweite deutsche Paar Svenja Lambert und Christian Junk, das mit 624 klar auf Platz 1 kam. Dahinter mit ebenfalls respektablen 610 Sandy Hoffman und Frederic Gabriel für Belgien. Die beiden anderen Finalplätze gingen zum einen an Brasilien, die durch Beatriz Di Bernadi und Rodolfo May (592) und zum anderen an die Niederlande mit Maureen Schoonderwoert und Jesse Hanssen (573).


Etwas forscher ging es bei den U23 zu Werke. Gleich im ersten Block der ersten von drei Runden gelang es den beiden Deutschen Frank Kremer und Marc Theobald, denn bestehenden Weltrekord in dieser Disziplin deutlich zu verbessern. Nach einem sehr ausgeglichenen auf höchstem Niveau stattfindenden Durchgang schraubten die beiden Youngsters die neue Marke auf 773 und setzen damit das erste Ausrufungszeichen dieser Veranstaltung. Da auch hier ein Paar zurückgezogen hatte, waren alle Paare bereits für die nächste Runde qualifiziert. Dieses zusätzliche Training nutzten auch Daniel Schulz und André Laukmann mit 699, wobei aber noch Steigerungsmöglichkeiten vorhanden waren. Nicht unterschätzen sollte man auch in den weiteren Läufen die französische Paarung Pascal Pétry und Sebastian Halimi, die im ersten Durchgang auf 655 kam.


Einen Trainingsgang zusätzlich gab’s auch für die weiblichen U23 Tandem-Spielerinnen. Da nur vier Teams angetreten waren, diente der Vorlauf in erster Linie der Orientierung unter Wettkampfbedingungen. Verena Fuck und Simone Schnorpfeil lagen hier mit 664 vor ihren Kolleginnen Maike Bock und Melanie Zimmer (650). Mit gehörigem Abstand dahinter liefen dann für Luxemburg Martine Keller und Mandy Parracho (574) und Jussara Bisoni und Raissa Silveira aus Brasilien (545) ein.


Eine Superleistung bekamen die Zuschauer dann noch im Mixed der U23 zu sehen, als Melanie Zimmer und Raffael Gries mit 696 einen Knaller aufs Parkett legten. Ebenfalls sehr stark die französische Paarung Cathy Tanfin und Pascal Pétry, die mit 660 auf Platz zwei kam. Verena Fuck und Marc Theobald lagen als zweites deutsches Paar mit 654 nur knapp dahinter. Der letzte Finalplatz ging an Luxemburg, als Martine Keller und Tom Hoffmann mit 613 doch deutlich vor dem Fünften lagen.



Höhepunkte des Tages waren dann aber die Entscheidungen im NBS-Sprint der U18-Junioren. Acht Spielerinnen bewarben sich um diese Meriten, die es erstmalig zu erwerben gab. Bei den weiblichen Jugendlichen setzte es die ersten faustdicken Überraschungen, als im Viertelfinale gleich die beiden deutschen Starterinnen aus Carolina Göring und Svenja Lambert die Segel streichen mussten. Und für seinen Ausspruch „ Es ist immer gut fürs (internationale) Kegeln, wenn die Deutschen ausscheiden“ musste sich der Autor des Defätismus zeihen lassen. Den Titel spielten Vertreterinnen aus vier anderen Nationen unter sich aus. In der ersten Halbfinalpartie setzte sich die Brasilianerin Beatriz Di Bernadi unterstützt von ihren frenetisch anfeuernden Fans deutlich gegen die Luxemburgerin Stacy Parracho durch. Ebenso gelang es Sandy Hoffman (Belgien), ihre Vorschlussrundenkontrahentin Maureen Schoonderwoert in Schach zu halten. Das Finale war dann eine klare Sache. Sandy hatte die Partie immer unter Kontrolle und zu keinem Zeitpunkt Zweifel aufkommen, wer an diesem Tage als Siegerin von der Bahn gehen würde. Sichtlich bewegt nahm sie nach Abschluss des Wettkampfs die Ovationen des Publikums entgegen. Aber Beatriz sorgte mit der ersten Medaille für Brasilien für einen erfolgreichen Auftakt der WM für die Südamerikaner.


Sechzehn Spieler gingen im NBS-Sprint der männlichen U18 an den Start. Und den Deutschen gelang hier der so genannte Sweep, d.h. alle drei Starter belegten die Medaillenplätze. Gold ging an Michael Reith, der in einem äußerst spannenden Finale seinen Kontrahenten René Becker erst in der Verlängerung mit 25 zu 21 bezwingen konnte. Im Spiel um Platz drei gewann Christopher Seibert mit drei Holz perfekt.



Freitag, 29.08.2008


Der zweite Tag brachte zunächst die Vorläufe in den Einzeldisziplinen, wobei die männlichen Jugendlichen und Junioren um den Einzug in ein Halbfinale spielten, während die weiblichen Teilnehmer sofort um den Endlauf kämpften.


Bei der männlichen U18 war das Niveau äußerst durchschnittlich. Auch die beiden deutschen Vertreter Christian Junk (809) und Mathias Müller (797) blieben mit ihren Ergebnisse sicherlich unter dem, was sie selbst und auch Betreuer und Zuschauer erwartet hatten. Letztlich sollten 740 genügen, um den Einzug in die Vorschlussrunde zu schaffen. Eine Hürde, die nicht unbedingt für den jüngeren Nachwuchs spricht.


Die weibliche Jugend dagegen spielte auf den gleichen Bahnen verhältnismäßig stärker. Zur absoluten Topfavoritin schwang sich hier die belgische Sprintsiegerin Sandy Hoffman auf, die mit 798 deutlich vor den beiden deutschen Vertreterinnen Luisa Wagner (768) und Sandra Kuhlmann (764) einkam. Im Kampf um den letzten Finalplatz schaffte es Maureen Schoonderwoert (NED/748) im zweiten Block nicht, die von Stacy Parracho (LUX) vorgelegten 753 zu knacken.


Auch bei den männlichen U23 hieß es zunächst, die erste Spreu vom Weizen zu trennen und sich für das Halbfinale in eine gute psychologische Ausgangsposition zu bringen. Am besten gelang dies André Laukmann, der mit 881 (Halbzeit 450) vorneweg lief. Dahinter die wohl stärksten Konkurrenten Pascal Pétry (FRA/847), Daniel Schulz (843) und Christopher Zels (BEL/838). Sehr beachtlich war hier auch die Leistung des Brasilianers Dieferson Montrezol, der nach einem beeindruckenden Schlussspurt (235 auf Bahn 5) auf 822 (5.) kam. Reichen sollten letztlich 768 des Luxemburgers Ralph Miny, der allerdings deutlich vor dem Neunten lag.


Fast schon erschreckend schwach war das Niveau bei der weiblichen U23. Bis auf den absoluten Hammer von der Deutschen Simone Schnorpfeil (853) gab es für die Zuschauer bestenfalls Mittelmaß zu sehen. Auch die Mitfavoritin aus Deutschland Kristina Krewer (767) konnte die für viele Außenstehende nicht nachvollziehbare Nominierung für den Einzelwettbewerb bis dato nicht rechtfertigen. Einzig Jussara Bisoni (BRA) spielte mit 764 eine akzeptable Zahl. Über den Rest des ohnehin nur acht Teilnehmer starken Feldes deckt man tunlichst den Mantel des Schweigens. Dass 726 der Luxemburgerin Martine Keller fürs Finale reichen sollten, ist eigentlich aussagekräftig genug.


Und fast ebenso behäbig ging es beim Sprint der weiblichen U 23 weiter. Kaum beeindruckende oder gar hochklassige Duelle gab es in der ersten Runde zu sehen. Das Nachsehen hatte dann auch sofort die erste Deutsche Verena Fuck, die der Brasilianerin Jussara Bisoni mit sechs Holz unterlag. Pech dagegen hatte die zweite deutsche Vertreterin Maike Bock im Halbfinale, als sie in einem wirklich tollen Match gegen die nach dem Einzel todtraurige Mandy Parracho (LUX) mit 160 zu 161 verlor. Mandy ließ auch im Finale nicht mehr nach und besiegte dort ihre Mannschaftskameradin Martine Keller mit einem Holz Vorsprung. Maike hatte sich im Bronzematch wieder gut erholt, ihre Gegnerin Jussara jederzeit voll im Griff und durfte sich letztlich über den dritten Platz freuen.


Gleich fünf Starter schickte der DSKB bei den männlichen U23 ins Rennen. Dass keiner am Ende oben auf dem Treppchen stand, war schon eine kleine Enttäuschung. In der ersten Runde trafen bereits die vermeintlich stärksten deutschen Spieler André Laukmann und Daniel Schulz aufeinander. André verschenkte hierbei einen 6-Holz-Vorsprung in den letzten drei Würfen und musste sich dann in der Verlängerung geschlagen geben. Ebenfalls Feierabend war auch für Marc Theobald, der Ralph Miny (LUX) klar unterlag. Im Viertelfinale dann trafen mit den beiden Deutschen Raffael Gries und Frank Kremer wiederum zwei Mannschaftskameraden aufeinander. Ich einem tollen Duell behielt der amtierende Deutsche Meister Raffael die Oberhand und zog ins Semifinale ein. Auch Daniel machte dort weiter, wo er aufgehört hatte, und bezwang in einem ebenfalls hochklassigen Match Christopher Zels (BEL). Als die beiden Deutschen dann im Halbfinale aufeinander trafen, behielt Daniel recht klar die Oberhand. Auf der unteren Schiene hatte der Franzose Pascal Pétry eigentlich keine größeren Probleme und trat dann dem Deutschen gegenüber. In Führung liegend gab Pascal seinem Kontrahenten immer wieder die Gelegenheit aufzuholen, doch Daniel schaffte es nicht, die sich bietenden Chancen zu nutzen. So durfte sich der Franzose verdientermaßen über die Goldmedaille freuen. Angesichts der etwas unglücklichen Auslosung haderten die Deutschen ein wenig mit Schicksal und forderten das Setzen der besseren Spieler. Hierzu aber bedarf es einer sorgfältig gepflegten Rangliste, damit der Willkür nicht Tür und Tor geöffnet ist.


Spitzensport gab es dann allerdings im Halbfinale des männlichen U23-Paarkampfs zu sehen. Der erst 24 Stunden alte Weltrekord wurde von André Laukmann und Daniel Schulz geradezu pulverisiert. Mit 429 zur Halbzeit kamen sie auf insgesamt 797 und toppten die alte Bestmarke um über 20 Holz. Auch die neuen Ex-Weltrekordhalter Frank Kremer und Marc Theobald zeigten mit 707 eine starke Leistung. Komplettiert wurde das Finale durch die Paarungen Pascal Pétry/Sebastian Halimi (FRA) und Dieferson Montrezol/ Fabrizio Vieira Tadeu (BRA).



Samstag, 30.08.2008


Licht und Schatten lagen an diesem Tage gleich zu Beginn eng bei einander, als die Halbfinals der männlichen Einzelwettbewerbe auf dem Programm standen.


Auf der einen Seite zog Daniel Schulz alle Register und zauberte mit 906 einen neuen Weltrekord im U23-Einzel auf die Platte und kürte sich damit zum Topfavoriten auf den Titel. Mit 816 hatte Sebastian Halimi eine für ihn sicherlich ausgezeichnete Leistung im ersten Block des Semifinales vorgelegt und leise Hoffnungen gehegt, dass einer der stärker eingeschätzten Aspiranten des zweiten Blocks unter dieser Zahl bleiben würde. Doch schnell wurde klar, dass die vier Kandidaten alle ernst machten. Mit um die 430 Halbzeit ließ keiner etwas anbrennen. Hinter dem bereits erwähnten neuen Weltrekordhalter reihten sich Pascal Pétry (FRA/847), Christopher Zels (BEL/843) und André Laukmann mit 838 ein. Im morgigen Finale ist mit Sicherheit mit einem heißen Kampf zu rechnen.


Andererseits musste bei den U18-Jungs Mathias Müller nach einer indiskutablen Leistung mit 759 das Aus hinnehmen. Der sympathische Langenfelder erwischte einen rabenschwarzen Tag und verpasste den Endlauf um reichliche 15 Holz. Sein Kompagnon Christian Junk (833) machte es deutlich besser und gilt trotz der Tatsache, dass der Luxemburger Gilles Mores mit 847 Tagesbestleistung spielte, als klarer Favorit auf den Titel. Die anderen beiden Bewerber kommen mit Rodolfo May aus Brasilien (794) und mit Marvin Henn aus Belgien (773).


Anschießend standen fünf von sechs Paarkampffinals auf dem Programm. Hier waren deutsche Siege quasi vorprogrammiert, weil keine Nation in den jeweiligen Disziplinen gleichwertige Partner an der Start bringen konnte. So wurden die jungen Leute ihrer Favoritenstellung gerecht und ließen den anderen nicht den Hauch einer Chance.


Den ersten Doppelsieg gab es beiden den weiblichen U18, als Luisa Wagner und Svenja Lambert ihre Mannschaftskameradinnen Carolina Göring und Lisa Neumann deutlich in die Schranken wiesen. Die 624, die die beiden Erstgenannten erzielt hatten, wurden als Weltrekord ausgewiesen. Allerdings remonstrierte ein Kegelvater, dass seine Tochter in der Vergangenheit (bei der WM in Italien) mit ihrer damaligen Partnerin eine höhere Zahl erreicht hätte. Sei’s drum – der Titel ist eh’ wichtiger! Die Bronzemedaille holten sich die beiden Brasilianerinnen Patricia Cunha Bade und Beatriz Di Bernadi.


Auch bei den jüngeren Jungs gab’s Gold und Silber für Germany. Leider fand Mathias Müller auch hier nicht zu seiner Form und so mussten sich er und sein Partner Christian Junk mit dem zweiten Platz begnügen. Ganz oben auf dem Treppchen dagegen Christopher Seibert und Michael Reith, die mit 674 ganz klar siegten. Bronze ging an die Luxemburger Kombination Gilles Mores und Daniel Neiertz.


„Nur Gold“ konnten die Deutschen im U18-Mixed verbuchen, da ein Paar bereits im Vorlauf hängen geblieben war. Svenja Lambert und Christian Junk gelang es hierbei, die nicht locker lassenden Brasilianer Beatriz Di Bernadi und Rodolfo May auf Distanz zu halten. Die beiden siegten schließlich mit 619 und 17 Holz Vorsprung. Der dritte Platz ging an Sandy Hoffman und Frederic Gabriel aus Belgien.


Weltrekordhalter gegen Ex-Weltrekordhalter hieß es im Endlauf des Paarkampfs der männlichen U23. Und die Amtierenden behielten klar die Oberhand. André Laukmann und Daniel Schulz (675) ließen keine Zweifel aufkommen und siegten vor Frank Kremer und Marc Theobald (652). Etwas dahinter Pascal Pétry und Sebastian Halimi mit 643 und der Bronzenen für Frankreich.


Den letzten Doppelsieg des Tages gab es dann für Verena Fuck und Simone Schnorpfeil (627), die im Paarkampf der weiblichen U23 Maike Bock und Melanie Zimmer (599) nicht ernsthaft eine Chance ließen. Deutlich dahinter auf Platz drei die beiden Luxemburgerinnen Mandy Parracho und Martine Keller.



Sonntag, 31.08.2008


Am letzten Tage zeigte sich Morbach noch mal von seiner schönsten Seite. Allen lachte die Sonne! Wirklich allen? Leider nicht, denn Melanie Zimmer war am Vortag während ihres Paarkampfspiels gestürzt und hatte sich einen bis dato nicht genau definierten Schaden am Knie zugezogen. Untröstlich saß die deutsche U23-Meisterin da und musste mit ansehen, wie ihre Tandem-Kollegin Maike Bock statt ihrer mit Raffael Gries den Endlauf des U23-Mixed-Wettbewerbs bestritt.


Hier ging es von Anfang an in zweifacher Hinsicht spannend zu: Einmal im Kampf um die Goldene und dann im Kampf um Platz 3. Die beiden Zitierten (664) hatten sehr schwer gegen das französische Paar Cathy Tanfin/Pascal Petry (654) zu fighten. Nach minimalem Rückstand zur Halbzeit fiel die Vorentscheidung auf der dritten Bahn, als Maike und Raffael ihren Konkurrenten die paar Hölzer abnahmen, die schließlich zum Ende reichen sollten. Und was des Einen Pech ist, ist des Anderen Glück. Maike nutzte die sich ihr bietende Chance und kam zu einem WM-Titel, den sie sich aufgrund ihrer konstanten Leistungen in den letzten Jahren sicher verdient hat. Etwas anders gelagert war das Ringen um Bronze. Früh lagen Verena Fuck und Marc Theobald (583) auf sicherem Kurs, als gegen Ende die beiden Luxemburger Martine Keller und Tom Hoffmann (581) noch mal aufkamen. Doch auch hier hatten die Deutschen das bessere Ende für sich.


In einem auf mäßigem Niveau stattfindenden Finale der weiblichen U18 wusste eigentliche keine der beteiligten Spielerinnen, was wer wo wie erreicht hatte. Blanke und Fehlwürfe wechselten zum Ende in bunter Reihenfolge und dieser Umstand sorgte für äußerste Anspannung. Glückliche Siegerin war die Deutsche Luisa Wagner (776) vor der nach den bisherigen Leistungen favorisierten Belgierin Sandy Hoffman (771). Dahinter dann folgte Stacy Parracho für Luxemburg mit 765, die ihre letzte Räumgasse mit „60“ völlig verpatzte. Abschlagen dann die zweite deutsche Vertreterin Sandra Kuhlmann, die zu keiner Zeit ins Geschehen eingreifen konnte.


Nicht viel besser – wenn nicht sogar schlechter – machten es die männlichen Finalteilnehmer der U18. Die Jungs schienen mit ihren physischen und psychischen Kräften am Ende. Anders kann man sich die schwachen Leistungen, die zum Höhepunkt des Wettkampfs gezeigt wurden, nicht erklären. Für die deutsche Mannschaft mag es ein Trostpflaster sein, dass Christian Junk mit 794 gewann. Auf Platz zwei folgte Marvin Henn (BEL/772) vor dem Luxemburger Gilles Mores (732).


Im Einzel der weiblichen U23 war der Kampf der beiden Favoritinnen bereits nach der ersten Bahn entschieden, denn im Gegensatz zu Kristina Krewer (206) erwischte die Vorlaufbeste Simone Schnorpfeil einen miserablen Start (169). Auch wenn die nächsten beiden Zwischenergebnisse ansprechend waren, kam die Riolerin mit 761 nicht über den dritten Platz hinaus. In die Bresche sprang aber eine Spielerin, die niemand so recht „auf dem Schirm“ hatte. Martine Keller aus Luxemburg hielt überraschend lang mit der immer leicht in Führung liegenden Kristina mit und verlangte der hübschen Neu-Oberthalerin im mentalen Bereich alles ab. Doch auf der letzten Bahn ließ Martine leicht nach, während Kristina ihr Niveau hielt. Mit 824 zu 802 ging auch hier die Goldmedaille an Deutschland und alles wurde gut.


Der absolute Höhepunkt folgte dann zum Schluss dieser Meisterschaft, als die männlichen U23-Finalisten wirklich Kegelsport vom Feinsten zeigten. In einem Duell auf absolut höchstem Niveau zeigten André Laukmann und der noch amtierende Weltmeister Christopher Zels (BEL) wahrlich große Klasse. Nach einer 7-Holz-Führung zur Halbzeit (455:448) für den Titelverteidiger holte André zum großen Schlag aus. Nach 125 in die Vollen schlachtete er auf Bahn 6 die Räume mit zwölf Plus (124) und zog dem Belgier davon. Auf der letzten Bahn tat sich nicht mehr viel – außer dass André mit neuem U23-Weltrekord von 914 an seinem Geburtstag auch noch Weltmeister geworden war. Christopher kam auf 882. Im Kampf um Platz 3 setzte sich im Clubduell der Deutsche Daniel Schulz mit 845 gegen Pascal Pétry (FRAU) mit 826 durch.


Im Rückblick muss man feststellen, dass das Niveau insgesamt etwas dürftig war. Insbesondere die U18-Teilnehmer verkauften sich ein wenig unter Wert. Hier besteht noch viel Trainingsbedarf, damit eines Tages der Sprung in die nächsten Altersklassen vollzogen werden kann. Die anderen Nationen haben sicherlich das ein oder andere Talent in ihren Reihen, das sich weiter entwickeln wird. Doch auch hier bleibt viel zu tun. Organisatorisch klappte alles wie am Schnürchen. Stellvertretend für die Arbeit, die der gastgebende Verein geleistet hat, sei an dieser Stelle der Einsatz der Eheleute Geiter und Prenger genannt. Ein wenig hausbacken dagegen wirkten Ein- und Ausmarsch der Teilnehmer. Etwas flottere und animierende Musik und die korrekte Aussprache der ausländischen Namen hätten der Atmosphäre sicher gut getan.


Frank Dahlhaus